"Alef-Bet – das Alphabet der Erinnerungskultur“
10 Monate nach dem 7. Oktober, dem größten Massenmord an Jüdinnen und Juden nach der Shoa, verbreitet sich Antisemitismus und Judenhass in Deutschland in einer kaum für möglich gehaltenen Dimension in der Zivilgesellschaft, in Universitäten und Schulen. Daher spielen gerade heute die Schulen im Kampf gegen den Antisemitismus eine Schlüsselrolle, wie Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, betont. Das Wissen der Schüler über jüdisches Leben, Erinnerungskultur und über die jüdisch-deutsche Geschichte ist nicht oder nur in kleinsten Bruchstücken vorhanden. Diese große Wissenslücke begünstig den zunehmenden Antisemitismus in der jungen Generation. Das vorhandene Defizit in ersten Ansätzen mit Wissen zu füllen, war das Ziel der internationalen Schulprojekttage: "Alef-Bet - das musikalische Alphabet der Erinnerungskultur“.
Die vier Schulprojekttage fanden am 09.07.24, 10.07.24, 16.07.24 und 17.07.24 in der Stadt und dem Landkreis Bamberg statt. Das Projektteam achtete hierbei auf einen repräsentativen Querschnitt unterschiedlicher Schulformen, der vom Kaiser Heinrich Gymnasium in Bamberg, über die Maria Ward Realschule Bamberg, die Mittelschule Scheßlitz bis zur Grund- und Hauptschule Oberhaid/Bischberg führte.
Um eine möglichst große Bandbreite des jüdischen Lebens darzustellen, wurde das Projektkonzept inhaltlich auf 4 Themensäulen gestellt:
- Musik
- barrierearme Musik
- jüdisches Leben
- jüdisches Essen
Das Musikmodul wurde in den Schulen mit Schülergruppen besetzt, die als Chor, Orchester oder Bläserensemble teilnahmen. Am barrierearmen Musikmodul mit der Tischharfe konnten alle interessierten Schüler teilnehmen, die keine Vorkenntnisse im Bereich Noten und Harmonielehre besaßen. In beiden Musikmodulen wurden jeweils ein hebräisches und ein jüdisch-deutsches Lied gemeinsam erarbeitet.
Diese neu einstudierten Lieder wurden im Rahmen der Abschlussstunde aufgeführt. Auf Grund der innovativen israelischen Lehrmethode von Herrn Donner war es in allen Schulen möglich, nach ca. 60 Minuten Probe, ein Musikstück hebräisch zu singen. Das war ein überraschendes und sehr positives Ergebnis der Musik-Workshopmodule, das die teilnehmenden Schüler besonders motivierte.
Im Workshopmodul jüdisch/levantisch Backen kamen die Schüler mit dem Geschmack des Orients und der Geschichte jüdischer Backwaren in direkten Kontakt. Die Schüler waren im gesetzten Zeitrahmen von 100 Minuten fähig, fünf unterschiedliche Backwaren des Nahen Ostens unter fachkundiger Anleitung herzustellen.
Das zentrale Modul „jüdisches Leben“ wurde in drei unterschiedlichen Workshops vermittelt.
In Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden konnte Tim Kurockin das Programm „meet a jew“ überzeugend und wirkungsstark umsetzen. Als Tandem überzeigten im zweiten Workshopmodul die liberale Rabbinerin Dr. Yael Deusel gemeinsam mit Fiona Atay-Sandyk. Ihr Schwerpunkt lag auf jüdischen Gebräuchen und jüdischen Feiertagen. Die kulturell verbindenden und trennenden Elemente der jüdischen Geschichte und der jüdischen Gegenwart stellte der aus den USA stammende Workshopleiter Terry Swartzberg vor, der alle Schüler sehr gut in seine Arbeit integrierte und für einen fruchtbaren interkulturellen Dialog sorgte.
Fazit:
An den vier Schulprojekttagen nahmen 527 Schüler und 28 Lehrkräfte aktiv teil.
Die Begegnungen im Rahmen der Schulprojekttage mit Jüdinnen und Juden, jüdischer Geschichte und aktiver Antisemitismusprävention ermöglichte die Bildung eines ersten Basiswissens zum Thema jüdisches Leben, dem Staat Israel und Antisemitismus.
Die Projekttage öffnen den Weg für einen aktiven Dialog und ein Kennenlernen zwischen den Schülern und den teilnehmenden jüdischen, israelischen, deutschen Referentinnen/Referenten. Sie unterstützen die Etablierung einer aktiven Erinnerungskultur und fördern das Kennenlernen des jüdischen Lebens und der jüdisch-deutschen Geschichte.
Die Projektverantwortlichen planen eine Weiterentwicklung des Konzeptes für 2025/2026.
Kontakt:
„Projekt 2025 – Arche Musica“
Unter der Schirmherrschaft des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus
Schloß Wernsdorf
Zur Schleifmühle 4
96129 Wernsdorf
T: 0049-9505-8060606
thomas.spindler@projekt-2025.de
Bildnachweis: Projekt 2025 – Arche Musica
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